GEMA-Re­form 2025

State­ment von Prof. Dr. Ul­ri­ke Liedt­ke zu den Re­form­plä­nen der Gema

Als Mu­sik­wis­sen­schaft­le­rin und Vi­ze­prä­si­den­tin des Deut­schen Mu­sik­ra­tes, die in en­gem Aus­tausch mit Kom­po­nis­ten steht und an der Uni­ver­si­tät Pots­dam lehrt, be­frem­det mich die Ein­tei­lung in E- und U‑­Mu­sik sehr. Sie ist längst über­holt, so­wohl durch die Kom­po­nis­ten selbst als auch in der mu­si­ka­li­schen All­tags­pra­xis. Vor die­sem Hin­ter­grund wäre eine Re­form ver­ständ­lich. Statt­des­sen wer­den neue Grä­ben zwi­schen E und U aus­ge­ho­ben, un­ter­schied­li­che Kom­po­si­ti­ons­ver­fah­ren ge­gen­ein­an­der aus­ge­spielt und das auch noch zu­las­ten von Kom­po­nis­ten, Ver­an­stal­tern und letzt­lich Pu­bli­kum. Das kann nicht An­lie­gen oder Aus­wir­kung ei­ner Re­form sein.

Die GEMA trä­gt eine hohe Ver­ant­wor­tung für die Zu­kun­ft der Mu­sik. Wie ent­wi­ckelt sich Klang wei­ter, wel­che kom­po­si­to­ri­schen Ide­en ent­ste­hen, wer wagt Neu­es, wie kom­mt neue Mu­sik in einen Aus­tausch mit dem Pu­bli­kum? Die von der GEMA an­ge­streb­te Re­form bir­gt die Ge­fahr, dass so­ge­nann­te E‑­Mu­sik auf­grund man­geln­der För­de­rung an den Rand der ge­sell­schaft­li­chen Wahr­neh­mung ge­drän­gt wird. Aber ge­ra­de ak­tu­el­le Mu­sik re­agiert auf die Ge­sell­schaft, ist not­wen­di­ge Kunst zur Zeit.

In mei­nem po­li­ti­schen Amt als Prä­si­den­tin des Land­ta­ges Bran­den­burg habe ich meh­re­re Be­schlüs­se zur Si­tua­ti­on frei­be­ruf­li­cher Künst­ler ein­ge­bracht – Ho­no­rar­un­ter­gren­zen für freie En­sem­bles und Vo­kal­so­lis­ten, Aus­stel­lungs­ver­gü­tung, Ate­lier­miet­zah­lung, ge­setz­li­che Zu­si­che­rung von Kunst am Bau, Li­te­ra­tur­för­de­rung usw. Die GEMA sah ich bis­her im­mer als Part­ner bei der För­de­rung von Künst­lern und ak­tu­el­ler Mu­sik. Strei­chun­gen und Un­si­cher­hei­ten pas­sen nicht in die­ses Bild. 

Mu­si­ka­li­sche Viel­falt muss un­ser Ziel blei­ben. Eine Mar­gi­na­li­sie­rung der so­ge­nann­ten E‑­Mu­sik wie auch klei­ne­rer Ver­an­stal­tungs­or­te be­droht nicht nur in­di­vi­du­el­le Exis­ten­zen, son­dern einen gan­zen Kul­turz­weig. Es wäre ein un­vor­stell­ba­rer Ver­lust, wenn die ver­bin­den­de, iden­ti­täts­stif­ten­de Kraft der Mu­sik be­schrän­kt wür­de. Ich bit­te Sie ein­dring­lich, Ihr Re­form­vor­ha­ben zu über­den­ken und sich als För­de­rer des bis­her Un­be­kann­ten, des Neu­en zu ver­ste­hen.

Prof. Dr. Ul­ri­ke Liedt­ke

Mu­sik­wis­sen­schaft­le­rin

Vi­ze­prä­si­den­tin des Deut­schen Mu­sik­ra­tes

Prä­si­den­tin des Land­ta­ges Bran­den­burg

Prä­si­den­tin des Lan­des­mu­sik­ra­tes Bran­den­burg